Abschlussarbeit
Burnout/ Depression beim Pferd – Symptome erkennen und Ursache beheben
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Relevanz des Themas
„Burnout“- großes Thema beim Menschen, aber beim Pferd?
Hauptteil: Burnoutbeispiel Pferd Womby
Was können die Auslöser für ein Burnout/ Depression bei
einem Pferd sein?!
Was ist eigentlich Stress und wie wird er ausgelöst?!
Welche Stress-Situationen lassen ein Pferd in die Knie gehen?
Die Symptomatik des Burnouts/Depression liegt so nahe!
Was ist zu tun, wenn das Pferd an Burnout oder Depression
leidet?
Therapie: Lösungsvorschläge/ Behandlung
Schlussergebnis bzw. Selbsterfahrung meines Pferdes Womby!
Zusammenfassung
Schlusswort
Literaturverzeichnis und Quellenangabe
Einleitung
„Burnout“- großes Thema beim Menschen, aber beim Pferd?
Das Burnout-Syndrom (ausbrennen) ist ein Zustand emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit, der als Endzustand einer Entwicklung bezeichnet werden kann, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefahr führt. So die Erläuterung von Wikipedia.
Das Thema Burnout/ Depression beim Pferd ist in der heutigen Zeit ein sehr wichtiges Thema, so dass ich da rüber schreiben möchte. Mein Pferd ist selbst dem Burnout in die Falle gegangen und darum widme ich ihm hiermit meine Abschlussarbeit.
Burnout/ Depression trifft nicht nur den Menschen unverhofft und hart, sondern kann auch das Pferd unerwartet treffen. Nur meinen wir zu glauben, dass es uns nicht betrifft und trotzdem kommt das so gehasste Thema schleichend und trifft Pferd und Mensch unerwartet heftig.
Das Pferde zur Behandlung von Burnout bei Menschen eingesetzt werden, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Vor allem bei Führungskräften aber auch bei Menschen mit Burnout und mittel bis schwerwiegende Depressionen, sowie bei körperlichen und geistigen Krankheiten (pferdegestütztes Coaching). Pferde reagieren sehr gut, sehr schnell und sensibel auf Stimmungen der Menschen wie Aggressivität, Ängste, Unruhe, Unsicherheit aber auch auf die Ungeduld von uns Menschen. Sie Spiegeln unser Verhalten umgehend als Reaktion wider. Sie sind der Spiegel unserer selbst und können uns helfen wieder den richtigen Weg einzuschlagen.
Aber, dass Pferde selbst von Burnout betroffen sein können, wird weitest-gehend nicht erkannt. Pferde können, wie auch der Mensch, seelisch aus dem Gleichgewicht geraten und an den typischen und chronischen Erschöpfungszuständen durch langanhaltende Überforderung und Stress der eigenen physischen und psychischen Kräfte leiden. Dieser Zustand kann durch fehlende Sozialkontakte, z.B. Sozialpartner, Fellpflege, sowie langanhaltender, negativer Stress (Distress) aber auch durch Ängste, Unsicherheit und ausgeprägtem Ehrgeiz hervorgerufen werden. Auf diese Punkte werde ich später noch genauer eingehen.
Der Burnout/ Depression kommt wie beim Menschen auch, schleichend über eine längere Zeitraum. Nie von heute auf Morgen. Wenn sich die Symptome manifestieren und nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden, können Pferde sehr schnell in das besagte „Schwarzen Loch“ geraten und dann ist es meistens schon zu spät.
Ich erläutere meine Erfahrung, denn es ist das beste Beispiel, dass mich seit August 2016 bis heute begleitet.
Hauptteil
Burnoutbeispiel Womby
Ich spreche aus eigener Erfahrung und widme diese Abschlussarbeit meinem geliebten Womby, der an Burnout-Depression leidet und nun eine Auszeit von Allem bekommt und einfach nur „Pferd“ sein darf.
Kurzes Profil von meinem Womby: Er ist ein Hannoveraner Wallach geboren im April 2005 und seit September 2008 in meinem Besitz. Mein ganzer Stolz. Er wurde 2007 zur Hengstkörung vorbereitet und auch vorgestellt. Da er im November 2007 nicht gekört worden ist, wurde er im Februar 2008 gelegt (kastriert) und durfte nochmal für einige Zeit auf die Koppel in die Herde um das Ereignis zu verarbeiten und aus dem Kopf zu bekommen. Im August 2008 wurde er wieder in den Stall geholt und angeritten. Im September 2008 ging er in meinen Besitz über. Als er dann bei mir im Stall einzog ging er altersentsprechend nur unter meiner Aufsicht zu einem Reitlehrer in Beritt. Dieser hatte die Meinung gehabt er müsse Ihn nicht altersentsprechend und nach Ausbildungsskala ausbilden (den 3jährigen übers Tempo reiten). Womby konnte nicht seinen Takt finden und kam nie in die Losgelassenheit und somit war die Anlehnung auch außen vor. Es kam relativ schnell der Tag an dem Womby das Blockieren anfing und nur noch in der Halle stand und nicht mal mehr einen normalen Schritt gezeigt hatte. Der Reitlehrer meinte, er mache sich das zu Nutze und piaffierte (auf der Stelle treten im Schritt) ihn an. Das war ein Gang zu viel (der Tropfen auf den heißen Stein) und ich zog den Reitlehrer von meinem Pferd ab. Nach langer Suche nach einem kompetenten Reitlehrer wechselte ich Schluss endlich den Stall und mein 4jähriger war somit ein Korrekturpferd. Lange Rede kurzer Sinn, Womby kam langsam wieder in Gang und wurde altersentsprechend ausgebildet. Aufgrund seiner Fortschritte wurde er sogar auf den Turnieren in Jungpferdeprüfungen erfolgreich vorgestellt. Womby ist ein Pferd der immer und in allem 150% Leistung gegeben hat. Er war regelrecht ein Workerholic. Pausen machen oder freie Tage waren für ihn unnötig und immer weiterarbeiten und immer mehr lernen stand bei ihm im Vordergrund. Ich habe immer geschaut das er viele Pausen zwischen der Arbeit bekommt und nie überfordert wurde. Er war ein sehr lernwilliger Geselle und wollte immer alles richtig machen. Dann kam der Sprung von L auf M alles war Prima und lief Super. Er ging im Jahr 2016 seine ersten M-Dressuren und dann kam urplötzlich die Kehrtwendung und er hatte innerhalb von 10 Tagen einen rapiden Leistungsabfall. Er hatte im Ruhestand eine Atmung und Nasenlöcher so groß als würde er frisch vom Galopptraining kommen. Er wollte nicht mehr aus der Box. Er stand apathisch auf dem Paddock, bei Ansprache schaute er mich mit leeren Augen (toten Blick) an. Wurde immer rippiger, obwohl er immer ein gut im Futter stehendes Pferd war, aber für ein Dressurpferd noch völlig im Rahmen.
Somit fuhr ich mit ihm in die Klinik um checken zu lassen wo es liegt. Es kam heraus, dass er eine Herzmuskelentzündung hat und die Herzklappen nicht richtig schließen können. Daraufhin hat er eine auf ihn abgestimmte Behandlung mit Medikamenten bekommen und Schonprogramm (durfte nicht geritten werden, sondern nur Bewegung, die er selber einschätzen kann). Da es im Hochsommer war, war er dann hauptsächlich auf der Koppel. Seine gesundheitlichen Probleme wurden nicht besser, im Gegenteil, es wurde nur noch schlimmer. Es gab Tage da wollte er nicht aus der Box kommen, stand apathisch in der Box oder auf seinem Paddock. Da seine Situation auch im Herbst und auch im Winter nicht besser wurde, habe ich ihn in die nächste Klinik zu einem Kardiologen, der auf Pferde spezialisiert ist gefahren, um weitere Untersuchungen zu veranlassen. Dabei kam folgendes raus. Seine Herzmuskelentzündung war zwar am abklingen aber 2 Herzklappen schließen nicht richtig. „bekommt man in Griff“ hieß es. Es wurde weitere Test gemacht. Der Sauerstoffgehalt im Blut getestet - Ohne Befund. Er hatte eine Bronchoskopie bekommen - Ohne Befund. Er wurde auf Borelliose, FSME und sonstige Erreger, Chushing, etc. getestet - Ohne Befund. Es wurde der Rücken und Füße geröntgt - Ohne Befund. Zähne wurden gerichtet. Es wurde einfach alles getestet und ausgeschlossen. Es wurde bescheinigt das er klinisch gesund sei. Aber der behandelte Tierarzt sagte selbst, dass er irgendwas hat, dass sieht man, es sei nur nicht greifbar. Ich nahm das so hin, schließlich waren auch die Tierärzte aus der Klinik ratlos. Ich versuchte Ihn wieder langsam und kontinuierlich reiterlich aufzubauen. Mit viel Geduld und Motivation ging ich an diese Sache und wurde in den Ersten 2 Wochen belohnt, nach dem er vom richtig guten Ostheopathen behandelt wurde und Womby gute Fortschritte gemacht hatte. Dann kam aber wieder ein Rückschlag und Womby wollte wieder nicht aus seiner Box, er nahm seine Umwelt gar nicht mehr richtig wahr. Er schaute mich an und überlegte wie ein Demenzkranker „Wer du überhaupt bist“. Er hatte wenig gute und mehr schlechte Tage, obwohl diese immer mehr wurden. Mehr wie 10 Minuten Schritt führen waren nicht möglich. Er baute immer mehr Muskeln ab, wurde immer weniger Pferd obwohl er mehr Futter bekommen hat als zu der Zeit als er voll im Training war. Seine Augen waren leer, er alterte mir zu schnell, dass konnte ich an seinem Gesichtsausdruck und an seinem Körper sehen. Er sah für seine 12 Jahren aus als wäre er schon mindestens 18 Jahre alt. Ich habe dann mit sehr schweren Herzen beschlossen, mein Womby auf eine Rentnerkoppel zu stellen.
Es ist wirklich sehr erschreckend, wenn man durch einen ganz anderen Gesundheitsgrund auf Burnout oder Depression stößt. Jetzt heißt es, die Situation zu akzeptieren. Es ist zu spät, um noch das Blatt zu wenden. Jetzt heißt es erst mal, viel Geduld und die Ruhe zu bewahren.
Heute genießt er sein Leben in einer kleinen Herde (bis zu 5 Pferden) hat ein waches, offenes und frisches Auge, sein Fell glänzt wieder und hat Lebensfreude durch und durch.
Was können die Auslöser für ein Burnout/ Depression bei einem Pferd sein?!
Man glaubt gar nicht wie viele Pferde unter Burnout oder unter einer Depression leiden. Burnout beim Pferd ist ein sehr schmaler Grad und die Anzeichen sind so naheliegend, aber werden von uns Menschen, nicht wahrgenommen, sondern als wiederwillig, bockig und stur im Verhalten abgetan. Viele Pferde können, wie auch wir Menschen die Symptome erst ganz gut verstecken. In erster Linie fällt uns auf, dass das Pferd einen Leistungsabfall aufweist, z.B. das Pferd scheint triebiger zu sein, Zähneknirschen beim Reiten, tritt gegen den Schenkel, Steigt oder erschrickt sich vor Dingen die es so gar nicht gibt, verweigert permanent beim Springen die Sprüngen (gerade bei den Springpferden) all das können Anzeichen für Überanstrengung und für ein beginnendes Burnout. Symptome wie apathisch in der Box oder auf der Weide stehen, Teilnahmslosigkeit, Fressunlust, Abmagerung trotz normaler Futteraufnahme, Leistungsabfall aber auch Buckeln kommen teilweise bis ganz noch hinzu.
Stereotypische Verhaltensweisen wie Koppen, Weben, Boxen oder Zaun laufen, genauso wie das Headshaking können Anzeichen von Stress ausdrücken und sich zum Burnout/ Depression weiterentwickeln. So fängt Alles an. Weitere Anzeichen können unter anderem sein, dass das Pferd nicht aus der Box möchte oder sich von der Herde absondert und separat steht. Aggressionen gegenüber den Artgenossen und dem Menschen, stumpfes und glanzloses Fell, all das können erste Anzeichen sein. Wenn die Stufe des toten Blickes eintritt, dass Pferd den Kopf nicht mehr hebt und nach seinem Menschen oder Artgenossen schaut, wenn dieser kommt. Eine Reaktion erfolgt erst, wenn man unmittelbar bei Ihm steht und es vorsichtig mit der Hand berührt und gleichzeitig anspricht, dann befindet sich das Pferd schon tief im, „schwarzen Loch“ dem Burnout/ der Depression.
Leider suchen wir nach anderen Gründen warum unser Pferd diese Verhaltensweisen zeigt und erkennen nicht früh genug die wirklich relevanten Symptome um noch das Blatt wenden zu können und schon ist es zu spät.
Was ist eigentlich Stress und wo wird er ausgelöst?
Stress wird durch das vegetative Nervensystem gesteuert. Darunter befindet sich einmal der Sympathikus und der Parasympathikus. Während der Sympathikus das Pferd in Anspannung bzw. in eine Alarmreaktion versetzt (Adrenalin wird durch das Nebennierenmark ausgeschüttet), Atmung, Herzfrequenz und der Muskeltonus (CT) erhöht sich und es stellt sich eine Flucht oder eine Kampfreaktion ein (Fight-or-Flight).
Der Parasympathikus ist der Gegenspieler des Sympathikus. Er ist der Ruhenerv/ Entspannungsnerv im Körper und hat di Funktion/ Aufgabe, dass der Körper sich nach hoher Leistung/ Arbeit wieder entspannen kann. Die Atmung, Herzfrequenz und der Muskeltonus fahren runter und somit kann der Körper wieder in die Entspannung finden und sich erholen.
Wenn das Zusammenspiel der beiden nicht stimmt kommt es zum Dauerstress und das löst auf langer Sicht gesehen das gehasste Burnout/ Depression aus.
Der größte Auslöser für Burnout/ Depression ist der Dauerstress wird auch als chronischer Stress bezeichnet.
Der korrekte Begriff lautet dafür „Generelles Adaptationssyndrom“ (GAS), auch als allgemeines Anpassungssyndrom oder Selye`sches Syndrom bezeichnet. Der kanadische Arzt Dr. Hans Selye (deswegen auch Seyle`sches Syndrom) hat 1936 als einer der ersten die Folgen von Stress intensiv untersucht und teilte sie in drei zeitlich aufeinander folgende Phasen ein:
1. Die Alarmphase – in dieser Phase werden im Pferd vermeintliche oder tatsächliche akute Gefahrensituationen die körpereigenen Abwehrkräfte durch Erhöhung des Hormonspiegels und Ausschüttung entzündungshemmender Substanz mobilisiert.
2. Die Widerstandsphase – der Organismus wird durch die gesteigerte Hormonausschüttung widerstandsfähiger gegenüber dem Stressor. Die Erschöpfungsphase/Anpassungsphase stellt schließlich die mentale Reaktion des Pferdes mit Dauerstress dar. Somit bricht der Widerstand zusammen und es ist keine Anpassung mehr möglich und Immunsuppressionen und Krankheiten folgen.
3. Erschöpfungsphase – ist eine Reaktion auf den langanhaltenden Dauerstress, dem das Pferd ausgesetzt wurde. Kraftreserven sind aufgebraucht, der Cortisolspiegel bleibt erhöht und stört den Stoffwechsel und das Immunsystem wird geschwächt. Somit bleiben Erkrankungen wie zum Beispiel Magengeschwüre, Durchfall, Kotwasser, Koliken, Atemwegerkrankungen, Allergien, Muskelverspannungen, Koppen, Weben und übermäßiges lecken und kauen ohne Futter nicht aus.
Welche Stress-Situationen lassen ein Pferd in die Knie gehen?
Pferde stehen unter permanenten Druck. Egal ob es positiver Stress der sogenannte Eustress ist oder negativer Stress auch Distress genannt. Immer mehr Leistung wird gefordert und das bereits schon in sehr jungen Jahren. Das fängt bereits an, wenn Fohlen mit nicht mal ganz 2 Monaten auf Fohlenschauen gehen müssen um ihr Brandzeichen und Chip (zur Identifizierung) zu bekommen. Junge Reitpferde werden bereits 3jährig in Jungpferdeprüfungen vorgestellt, da fängt der Stress schon an. In den Hänger verladen um aufs Turnier zu fahren, dann ein voller Abreiteplatz mit vielen anderen jungen Pferden, dann 3-5 Minuten volle Konzentration im Prüfungsviereck mit einem angespannten Reiter der Druck ausübt um das junge Pferd so fehlerfrei wir möglich durch die Prüfung zu steuern. So erfahren junge Pferde bereits das höchste Maß an Leistungsstress und den Ehrgeiz des Menschen unter hohem Druck zu funktionieren, so dass das Pferd automatisch sich im permanenten Stresssegment/Stresslevel befindet. Einige Pferde stecken es durch ihre Konstitution und Charaktere gut weg, andere wiederum nicht. Durch den früh und permanent anhaltenden Druck, den das Pferd verspürt (Vorstellung auf Bundeschampionaten, Stutenleistungsprüfung, Hengstkörungen, Turniere, Auktionen), kann man nicht individuell auf das Pferd eingehen und sieht nicht, dass das Pferd unter einem in die Knie geht.
Es gibt unter den Einhufern sowie auch bei uns Menschen, diejenigen wie Früh- oder Spätentwickler, Sensible oder Stoische, die ehrgeizigen oder die Lernmuffel. All das wird zu gern übersehen und die Pferde halten dem Druck nicht mehr stand und Zack befinden sie sich im Burnout oder schon in einer tiefsitzenden Depression.
Es gibt sehr viele sensible Pferde. Auf den ersten Blick sieht man es den Pferden nicht an, da heißt es ein Gespür zu haben und zu entwickeln. Vor allem müssen die Besitzer und Reiter der tagtäglich mit seinem Pferd zu tun hat merken wie sein Pferd auf manche Situation oder irgendwann anders oder gar nicht mehr reagiert. Introvertierte Pferde sind häufiger von Burnout betroffen, als extrovertierte Pferde. Allerdings kann es auch diese treffen, wenn Sie dem negativen Stress (Distress) auf längerer Zeit ausgesetzt sind.
Für ein Pferd kann vieles ein Stressauslöser sein, dass kann schon ein Turnier oder häufiges verladen sein. Einseitiges Training, vieles Springen, exsesives Üben der Dressurlektion, häufiger Stallwechsel, Stutenleistungsprüfungen/ Körung, Pferde die sich in der Herde nicht wohlfühlen oder ständiger Wechsel der Artgenossen (Pferde sind sehr Soziale Wesen und entwickeln eine tiefe freundschaftliche Bindung), Boxenhaltung ohne Sichtkontakt zu anderen Zeitgenossen sowie von der Außenwelt abgeschottet, dass betrifft vor allem die Hengste. Auch Pferde, die im Schulbetrieb laufen und ständig wechselnde Reiter haben, leiden unter dem monotonen Arbeitsprogramm. Nicht jedes Pferd ist für die aufgezählten Situationen geeignet. Aber auch anhaltende Schmerzen (wie z.B. unpassender Sattel, zu eng sitzendes Zaumzeug, etc.)
In der Natur leben Pferde in der Herde, sie genießen Gesellschaft und pflegen untereinander Sozialkontakte. Depressiv werden Pferde, wenn sie einzeln gehalten werden. Sie brauchen einen vertrauensvollen Führer, der die Gruppe leitet. Pferde fühlen sich unsicher und alleine, wenn sie keine Artgenossen um sich haben.
Darum ist die Haltung des Pferdes auch ausschlaggebend. Pferde, die in Boxenhaltung gehalten werden und keinerlei Kontakt zu Artgenossen haben oder keinem äußerlichen Reizen der Umwelt ausgesetzt sind können dadurch psychisch krank werden. Pferde sollten nicht in Boxen gehalten werden, sondern in der Herde (Koppel oder Offenstallhaltung), wenn dies nicht möglich ist und es nur auf Boxenhaltung hinausläuft, dann sollte die Möglichkeit bestehen, dass Sozialkontakt zu Artgenossen gepflegt werden kann, ein Fenster oder Paddock um an der Außenwelt teilnehmen zu können. Der Sozialkontakt wie z.B. Fellpflege und das Beisammen sein, spielen, rangeln untereinander ist sehr wichtig. Das fängt im Fohlenalter an und geht über die Aufzucht bis hin zum Reitpferd durchweg weiter bis zum Senior. Fohlen die nicht mit Gleichaltrigen groß werden können um zu spielen, Kräfte zu messen, Rangordnungskämpfe auszufechten sind später nicht richtig sozialisiert und haben die größten Schwierigkeiten später mit anderen Artgenossen in der Herde mitzulaufen. Diese Reitpferde werden immer als Einzelgänger gehalten werden müssen, weil es sonst für das Pferd ein großer Stressfaktor ist, wenn er in der Herde sein muss.
Die Fütterung ist auch ein ganz wichtiger Punkt, der ein Auslöser sein kann. Falsche Fütterung kann Pferde aus dem Gleichgewicht bringen. Zu wenig Futter kann Unruhe und Aggressionen auslösen, zu viel Futter oder die mit zu viel Energie angereichert sind können die Pferde schreckhaft und nervös werden lassen. Falsche Fütterung und Stress können Kotwasser (Reizung der Darmflora) und auch Magengeschwüre (entsteht durch chronische Magenschleim-hautentzündung) hervorrufen, diese können sehr schmerzhaft für Pferde sein. Viel auftretende Koliken können auch Anzeichen dafür sein das ein Pferd Stress hat. Vor allem Pferde die introvertiert sind und wenig an Selbstbewusstsein haben, fechten manche stressigen Situationen mit sich selbst aus. (Sie fressen es in sich hinein, wie es auch bei uns Menschen der Fall ist). Wenn wir das nicht rechtzeitig bemerken, können Magen-geschwüre entstehen. Koliken können erste Auslöser und Anzeichen dafür sein.
Die Symptomatik des Burnouts/ Depression liegt so nahe.
Gewisse Anhaltspunkte für Burnout sind vor allem Wesensveränderungen, Leistungs-abfall, Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen gegenüber Artgenossen und auch dem Menschen, Verladeprobleme, Widersetzlichkeit beim Reiten, Apathie, Abmagerung trotz Futteraufnahme, aber auch Fressunlust, Zähne wetzen an den Boxenstangen oder Zähne knirschen beim Reiten aber auch im Ruhezustand und so einige mehr….
Man könnte noch so viele weitere relevante Punkte aufzählen. Weitere wichtige erkennbare Symptome und Anzeichen sind auch das hängen lassen der Ohren, die Unterlippe hängt schlaff, Augen sind teilweise bis ganz geschlossen, der Blick ist in sich gekehrt (man kann bildlich gesehen hindurchschauen) Das Pferd ist apathisch und steht von der Herde/ Menschen abgewandt, Pferde zeigen auch das sogenannte Schmerz-gesicht, Leerkauen (kauen ohne Futter) Pferde können auch starke Berührungsängste zeigen, da die Muskulatur große Verspannungen aufweisen, die sehr schmerzhaft für das Pferd sein können. Da der Körper das befindliche Eiweiß als Energiereserve nutzt, kommt es zu dieser erhöhten Muskelverspannung/ Muskeltonus und somit zum Muskelabbau. Das Pferd baut schnell seine Muskelmasse nach und nach ab womöglich trotz weiterem Training.
Ein gestörter Hormonhaushalt kann auch eine Ursache sein, die diese ganze Symptomatik aufzeigt. Dauerhafte Hormonüberflutung können das Pferd in einen Alarmzustand versetzen. Durch das ständige versuchen der lebensbedrohlichen Gefahrensituation zu entkommen, die die Natur vorgesehen hat, vernachlässigt sie permanent die wichtigen organischen Funktionen wie den Erhalt des Wachstums der Zellen (Muskeln, Knochen, Organe, Hufe,...) sowie auch die Fortpflanzung (aussetzen der Rosse, nicht aufnehmen des Spermas, Abort des Fohlen).
Wir die Besitzer und Reiter, nehmen zwar eine Veränderung wahr aber können es nicht zuordnen. Wir suchen zwar nach Gründen warum diese Symptome auftreten aber wir suchen und gehen den falschen Weg um nach einem Ergebnis bzw. eine Lösung zu finden. Meist liegt der Grund so nahe. Nur erkennen wir ihn nicht.
Was ist zu tun, wenn das Pferd an Burnout oder Depression leidet?!
Stellen wir uns die Frage was würde der Mensch tun? Es gibt bei den Menschen die verschiedensten Typen sowie auch die verschiedensten Grade des Burnouts/ Depressionen. Diese werden auch erstmals von einem Arzt oder Psychologen analysiert. Sobald man diese sogenannte Anamnese/Analyse ausgearbeitet hat geht es an die Behandlung/ Therapie. Welche Therapiemöglichkeiten sind passend? Welcher Zeitraum und Zeitaufwand, wird benötigt? Und welche Mittel brauchen wir um das Problem zu beheben? All diese Punkte müssen sehr detailliert besprochen und analysiert werden, um der Problematik gegenwirken zu können. Pferde kann man nämlich nicht mal so einfach auf die Liege (Couch) legen um intensive Gespräche führen zu können um sich mal allen Ballast von der Seele zu reden, was der Besitzer/ Reiter alles über Monate sogar über Jahre so falsch gemacht hat. Und was die Pferde meinen, was der Besitzer und Reiter anders machen könnte das es, „IHM“ als Pferde wieder besser gehen könnte bzw. er wieder Spaß am Alltag hat. All das müssen wir, der Mensch, erkennen um rechtzeitig agieren zu können.
Der Besitzer und Reiter muss mehr in sein Pferd hineinhören und beobachten, ggfls. geschultes Personal (Tierpsychologe für Pferde, Tierarzt oder einen Trainer) kontaktieren und nicht selbst die Problematik erforschen und durch falsche Behandlungsweise alles noch zu verschlimmern.
Wir, der Tierpsychologen und der Besitzer/ Reiter, müssen in dieser Zeit eng, ehrlich und vertrauensvoll zusammenarbeiten und behutsam und mit viel Geduld und Feingefühl an die Diagnose ran gehen. Wir müssen lernen dem Pferd zuzuhören (über die Körpersprache und dem Verhalten gegenüber gewissen Situation die evtl. Auslöser zu diesem Problem sein können). Wir müssen uns gemeinsam auf das Pferd und seine Problematik einlassen, sie erkennen, fühlen, um Schritt für Schritt zur Lösung im Training zu gelangen.
Therapie: Lösungsvorschläge/ Behandlung
Erstmal sollte ein Trainingsplan erstellt werden, der eingehalten werden sollte. Dieser Trainingsplan muss viel Abwechslung und genügend Pausen zur Erholung und zum Abspannen bieten, dass man das Pferd nicht wieder erneut überfordert und dieses somit wieder in eine Stresssituation manövriert. Jeden Tag sollte was Anderes und neue leichte Aufgaben angeboten werden. Das kann spazieren sein, ausreiten gehen mit Artgenossen oder als Handpferd mitlaufen, Stangenarbeit, Bodenarbeit mit Trail aber auch nur auf dem Paddock oder auf der Weide stehen.
Viele verschiedene Eindrücke bieten. Wenn Burnout/ Depression so schwerwiegend ist, dass kein herankommen mehr an das Pferd besteht, dann sollte man sich überlegen, das Pferd komplett aus allem (jeglicher Arbeit und Überforderung) rauszunehmen. Eine Auszeit auf Zeit gönnen! Einfach Pferd sein lassen. Leben unter Artgenossen egal ob gemischte Herde (Stute und Wallache) oder Geschlechter getrennte Herde (getrennt nach Stuten oder Wallache), bei Hengsten sollte überlegt werden, warum der Stress entstand ist und ob man den Hengst nicht legen (kastrieren) lässt, wenn er nicht gerade als Deckhengst fungieren muss. Hengste sind durch ihre Hormonsteuerung dem meisten Stress ausgesetzt (rossige Stuten, Einzelhaltung, kein Sozialkontakt, kein Koppelgang und vor allem die Zuchthengste die ständig abgesamt werden).
Falls die Depression/ Burnout durch die falsche Haltung ausgelöst worden ist, muss dies als aller erstes behoben werden bevor man sich an den eigentlichen Trainingsplan macht.
Es sollten mehrere kleinere Trainingseinheiten, die nicht länger als 20 und 30 Minuten sein sollten, eingebaut werden, weil sich das Pferd nicht länger als 20 min. konzentrieren kann. Wichtig ist immer, mit einer guten Erfahrung aufzuhören (positive Verstärkung), dass das Pferd, die gelernte Trainingseinheit, immer mit etwas Positivem verbindet und man bei der nächsten Trainingseinheiten stetig drauf aufbauen kann. Das Training kann und sollte auch an der Verfassung des Pferdes angepasst sein, sonst kommen wir auch wieder schnell in die Situation, das Pferd zu überfordern und alles wieder in den Disstress zu wandeln, in den sogenannten negativen Stress zu geraten.
Man sollte auch einfach mal das Pferd „Pferd“ sein lassen. Ihm eine Auszeit gönnen und mit ihm gar nichts tun. Ein Leben unter Artgenossen in der Herde ausleben lassen. Fressen, laufen, spielen, Fellpflege betreiben und so viel mehr….! Das ist erstmal der beste Ansatz und Therapie, die ein Burnout-Pferd bekommen kann.
Wir sollten immer behutsam und mit viel Geduld an dieses heikle Thema „Burnout“ herangehen und dem Pferd sehr viel Zeit geben sich wieder entsprechend seiner Konstitution, Veranlagung, seiner Begabung und seinem Charakter entsprechend entfalten zu können.
Nie das Pferd durch unseren falschen Ehrgeiz überfordern oder etwas abverlangen was das Pferd wohlmöglich gar nicht wiedergeben kann. Zum Beispiel ein Dressurpferd zu einem Springpferd machen oder ein Pferd etwas beibringen was er von seiner Konstitution gar nicht fähig ist zu tun. Immer auf das Pferd ganz individuell eingehen. Jedes Pferd, sowie jedes Individuum, braucht „seine“ Zeit.
Wir haben auch die Pflicht unseren Pferden gegenüber immer genug Ruhpausen und Entspannungsphasen zu gewähren. Genug Bewegung ja, aber nicht zu überanstrengen durch falschen Ehrgeiz, Zwang und Druck!
Schlussergebnis bzw. Selbsterfahrung meines Pferdes Womby!
Womby lebt jetzt seit fasst 2 Jahren in einer kleinen Herde und genießt seine Rente. Auch wenn es mit 12 Jahren noch etwas zu früh ist, aber das hat einen anderen Grund (Herzkrank, Herzklappenfehler). Er ist einfach Pferd, ist zufrieden, ausgewildert und hat wieder Spass am Leben! Den Burnout/ Depression hat er überwunden und hat wieder Lebensfreude. Seine Augen sprühen wieder und leuchten (kein leerer Blick mehr), das Fell glänzt und sieht nicht mehr aus wie ein altes demenzkrankes Pferd, sondern wie ein junger 3jähriger Kraftprotz der nur vor Energie und Lebensfreude strotzt. Er hat den Sozialkontakt zu seinen Artgenossen, er ist dem Stress von Turnieren und dem Ehrgeiz von mir nicht mehr ausgesetzt. Er galoppiert mit seinen Artgenossen über die Koppel. Das zu sehen macht mich glücklich und hoffe er wird sehr alt werden.
Mein Lieber Womby, genieße dein Pferdeleben du hast es dir verdient.
Zusammenfassung
Burnout/ Depression beim Pferd was genau ist das und wodurch wird er ausgelöst, warum leiden eigentlich Pferde darunter. Symptomatik und Ursachen herausfinden analysieren und beheben. All das sind Fragen, die man sich stellt.
(Dauer-) Stress ist der Weg zum Burnout/Depression, dieser soll behoben werden, Entspannungsphasen und Pausen sollten eingehalten werden. Darunter sollte der Sympathikus und der Parasympathikus beachtet werden. Werden diese wichtigen Gegenspieler des vegetativen Nervensystems (VNS) missachtet führt es kurz über lang zum generelles Adaptionssyndrom (GAS) auch als Seyle`sches Syndrom bezeichnet das sich in 3 verschiedene Phasen unterteilen lässt. – Alarmphase, Widerstandsphase und Erschöpfungsphase-.
Permanenter Stesslevel/ Stresssegment bei Pferden lassen die Pferde schnell in die Knie gehen. Das sollten Besitzer und Reiter frühzeitig erkennen und entsprechend gegenwirken. Häufige Ursachen sind Stallumzüge, Turniere, länger anhaltende Schmerzen, Physische und psychische Belastung. Falsch Fütterung und Haltung sowie überehrgeiziges Training ganz wichtig der fehlender Sozialkontakt zu Artgenossen all das gehört dazu und ist wichtig dies zu beachten und die Fehler auszuräumen.
Um ein Pferd aus seinem Burnout/ Depression zu bekommen, gehört Zeit viel Geduld und viel Ruhe. Am besten mit geschultem Personal und einem Trainingsplan an dem man sich wirklich hält.
Schlusswort:
Das Thema Burnout und Depression beim Pferd ist sehr komplex und sollte mehr Beachtung geschenkt werde, weil es immer noch ein nicht wahr genommenes Thema ist. Schließlich sollte unser Pferd ein Familienmitglied und Freizeitpartner sein und kein Sportgerät und Statussymbol. Wir können nicht einfach das Geschöpf „Pferd“ weil es nicht mehr so funktioniert wie wir es uns vorstellen, austauschen oder in der Ecke abstellen wie ein Golf- oder Tennisschläger.
Der Mensch ist verpflichtet bei der Entscheidung sich ein Pferd anzuschaffen, gewissenhaft, zuverlässig und verantwortungsbewusst zu behandeln.
Das Glück der Pferde liegt in den Händen und im
Verstand/ der Vernunft des Menschen
Wir Menschen sind der Anwalt der Pferde
Literaturverzeichnis und Quellenangabe:
- http://www.equimondi.de (Stand: 25.11.2017)
- http://www.pferd.de
- http://www.stress-ratgeber.de
- http://www.bemergroup.com
- http//www.wikipedia.de (Stand 2. August 2018)
- http://m.cavallo.de/pferde-medizin/pferdemedizin-kopf-bis-huf/kotwasser-ursachen-und-abhilfe.1752500.233219.htm (Stand 13.09.2017)
- Ulrike Thiel - Die Psyche des Pferdes: Sein Wesen, seine Sinne, sein Verhalten – KOSMOS Verlag (2007)
- und die Studienbriefe von Impulse e.V.
und vor allem meine eigene Erfahrung mit meinem Pferd Womby der mich dazu bewegt hat dieses Studium zu machen und ihm widme ich auch diese Abschlussarbeit.
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